Es gibt Wanderwege und Wanderwege. Ok, das hilft so nicht weiter. Es gibt Wanderwege und Herausforderungen, ja, das ist besser. Die Strada delle 52 Gallerie zähle ich zu der zweiten Gruppe. Auf einer Länge von 6,5 km geht es mit ca. 800 m Höhenunterschied zunächst nach oben – die gleiche Strecke geht es dann auch wieder zurück. Ob das bereits eine Herausforderung ist, hängt von der persönlichen Fitness ab. Interessant wird der Weg durch seine Wegführung.
Auf den 6,5 km werden insgesamt 52 in das Bergmassiv gesprengte Tunnel durchquert. Der längste ist der Tunnel 19 mit 319 m Länge, der sich mit diversen Bögen durch den Berg windet. Ein anderer Tunnel führt spiralförmig nach oben. Als die Italiener 1917 den Weg in die Berge gesprengt haben, um sich vor dem österreichischen Artilleriebeschuss zu schützen, haben sie auf eine künstliche Beleuchtung verzichtet. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Licht gibt es am Ein- und Ausgang sowie in den seltenen Fällen, in denen ein Loch in der Tunnelwand Licht von außen reinlässt.
Zur Pflichtausstattung gehört in jedem Fall eine gute Taschen- oder Stirnlampe. Der Boden ist bei den ersten Tunneln noch relativ eben, enthält aber im oberen Bereich auch Stellen, an denen Kraxeln angesagt ist. Wer sich einen Eindruck davon verschaffen möchte: am Ende des Videos gibt es Ausschnitte von der Durchquerung des Tunnel 19, die ich mit dem Smartphone aufgenommen habe. Ohne Licht sieht man nichts oder anders formuliert ein Schwarz, gegen das Ruß im Vergleich wie anthrazit erscheint.
Der zweite Punkt: Wanderschuhe sind dringend zu empfehlen, möglichst mindestens halbhoch, um einen Schutz vor Umknicken zu haben. Speziell auf der Rückroute bergab, nachdem man bereits rund zweieinhalb Stunden bergan gekraxelt ist und die Kräfte evtl. etwas nachgelassen haben, schützt man sich so vor überdehnten Bändern. Wer die Strecke wie ich alleine und in der Woche geht, sollte am Vormittag starten, um ggf. nach einem Ausrutscher im Tunnel noch auf andere Wanderer zu treffen.
Der Startpunkt ist der Parkplatz von Bocchetta di Campiglia ca. 30 km östlich vom Gardasee. Eine Anfahrtsmöglichkeit besteht über den Colle Xomo, auf der Passhöhe geht es dann links vom Gebäude noch einige Kilometer weiter hoch. Auf dem großen Parkplatz, dessen Einfahrt vielleicht 100 m hinter dem Startpunkt liegt, lässt es sich auch vortrefflich übernachten (ich hatte meine Isomatte im Kofferraum und konnte so morgens früh starten).
Es gibt Dinge im Leben die sollte man gemacht haben.
Auf meiner Liste steht allerdings nichts von diesem Erlebnis.
Ich glaube das ist auch ganz gut so.
Respekt Mephi!